Sportabzeichen

Auch nach 100 Jahren bleibt Fitness-Orden attratktiv

Sportabzeichen erstmals 1913 | Saison bringt neue Bedingungen | Bronze, Silber und Gold mit Punktwertung

Während des schlechten Wetters ­ zum Saisonstart haben viele vielleicht den Weg in die Stadien der Region noch nicht gefunden; jetzt können sie aber voll durchstarten mit dem ­Deutschen Sportabzeichen. Die Fitness­auszeichnung feiert ihren 100. Geburtstag ­ ein Anlass, sich diesmal besonders ins Zeug zu legen. Das Jubiläumsjahr wartet außerdem mit neuen Bedingungen auf.

Einbeck. »Es heißt Deutsches Sportabzeichen – doch eigentlich stammt die Idee aus Schweden«, verrät Sportabzeichen-Obmann Jörg Meister. Sportlehrer und Funktionär Carl Diem brachte sie von dort mit, importierte das Sportabzeichen als Anerkennung für die fünffache sportliche Leistung für jedermann. Sie kann jährlich wiederholt werden, von jungen Jahren bis ins hohe Alter.

Am 10. November 1912 hat die Hauptversammlung des Deutschen Reichsausschusses für Olym­pische Spiele die Verleihung beschlossen, wobei der Begriff Sportabzeichen vermieden wurde. In Berlin wurden am 7. September 1913 die ersten 22 Auszeichnungen vergeben – zunächst nur an Männer. Erst Anfang 1921 wurde das Sportabzeichen für Frauen verliehen, erste Trägerin war Adele Schacke vom Schwimm-Verein Göttingen. 1925 wurde ein Reichsjugendabzeichen für Jungen genehmigt, 1927 eins für Mädchen. 1937 wurde das Deutsche Reichssportabzeichen als Ehrenzeichen staatlich anerkannt, vergleichbar einem Orden.

Bundeseinheitliche Sportabzeichenbedingungen für Männer, Frauen und Jugendliche wurden 1951 vom Präsidium des Deutschen Sportbundes verabschiedet, zwei Jahre später wurde beschlossen, dass Prüfungen auch im Schulsport abgenommen werden. 1958 wurde geregelt, dass das Sportabzeichen als Orden anzusehen ist. Das Schülersportabzeichen in den Klassen Bronze und Silber wurde 1969 eingeführt. Das zehnmillionste Sportabzeichen konnte am 12. Mai 1984 verliehen werden. Ende 2001 war das Abzeichen genau 23.522.487 Mal verliehen worden.

Organisatorische Umstrukturierungen erfolgten im Mai 2006 durch die Fusion des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees zum Deutschen Olympischen Sportbund. Kinder- und Sportabzeichen wurden zum Sportabzeichen Jugend zusammengelegt, und bei der jährlichen Wiederholung werden die Abzeichen jetzt durchgezählt: Bronze, Silber, Gold, Gold 4, Gold 5, Gold 10. Im Jahr 2008 wurden erstmals eine Million Sportabzeichen innerhalb von zwölf Monaten abgelegt. Nach 100 Jahren hat das hochoffizielle Fitnessabzeichen inzwischen Patina angesetzt. Immer wieder wurden die Regeln des Fünfkampfes zwar dem Zeitgeist angepasst, gleichwohl wirkte der Orden zuletzt »verstaubt«. In diesem Jahr erfolgte zwar noch die Überreichung an rund 900.000 Absolventen, doch zum Jubiläum sind die Bedingungen generalüberholt worden.

In Einbeck wurde 1949 von Ulrich Böcker ein Sportabzeichen-Ausschuss aus der Taufe gehoben; mit Handballern, Leichtathleten und Turnern sollte die Tradition wieder belebt werden. Er war zugleich der erste Sportabzeichen-Obmann. Nachfolger Jörg Meister hat die Aufgabe 1991 übernommen. 1955 trat Ulrich Böcker als Prüfer und Sportabzeichen-Obmann  seinen Dienst an, 1994 wurde er Ehrenobmann. Ebenfalls eingesetzt haben sich Herbert Blank, Willi Kahs, Richard Krüger und Helmut Richter. Geschwommen wurde zunächst im ungeheizten Schwimmbad, gelaufen auf Rasen oder Aschenbahn, die Hochspringer landeten in tiefen Sandgruben, die Radprüfungen erfolgten mit Rädern ohne Schaltung vom Einbecker Bahnhof über die fast noch autofreie Bundesstraße 3.

1988, im 75. Jubiläumsjahr des Deutschen Sportabzeichens, wurde eine Rekordzahl von 2.038 Absolventen erzielt. 2001 starb Ulrich Böcker, der 1999 sein 50. Sportabzeichen abgelegt hatte. 2002 wurde der Ulrich-Böcker-Pokal für erwachsene Gruppen ausgeschrieben, für Schüler und Jugendliche folgte 2007 der Pokal der Ilme-Apotheke. Hans-Dieter Huschebeck wurde 2010 Rekordhalter mit Gold 55 für den Bereich Einbeck/Dassel. 2011 gab es beim Familienwettbewerb einen Rekord mit 34 Familien mit 145 Teilnehmern.

Im vergangenen Jahr konnte das Abzeichen letztmalig nach den alten Bedingungen abgelegt werden. Von 1949 bis 2012 haben im Bereich Ein­beck/Dassel rund 65.000 Erwachsene ihr Sportabzeichen bestanden. Für die Region stehen rund 70 Prüfer zur Verfügung. Dennoch fehlen immer wieder Freiwillige, die bereit sind, diese Aufgaben zu übernehmen. Lehrer sind »Kraft Amtes« Prüfer für Schüler im Zusammenhang mit dem Sportunterricht. Mit den Prüfungsaufgaben ist viel Schreibarbeit verbunden. Bei jährlichen Treffen werden die Prüfer aus Vereinen und Schulen eingestimmt auf die neue Saison und sich ändernde Bedingungen. Die Verleihungsfeier für das Vorjahr findet für die Erwachsenen zum Jahresanfang im würdigen Rahmen statt, seit vielen Jahren im Rheinischen Hof, unterstützt von Sponsoren. Auf Kreis- und Landesebene gibt es Wettbewerbe für Vereine und Schulen. Schulen stellen nach wie vor den höchsten Anteil am Sportabzeichen.

Auch unter den neuen Bedingungen bleibt das Sportabzeichen die höchste Auszeichnung außerhalb des Wettkampfsports, verliehen als Abzeichen für überdurchschnittliche und vielseitige körperliche Leistungsfähigkeit als Ehrenzeichen der Bundesrepublik mit Ordenscharakter. Kinder und Jugendliche können das Sportabzeichen erstmals in dem Jahr ablegen, in dem sie sechs Jahre alt werden. In den Erwachsenenbereich geht es im Kalenderjahr, in dem das 18. Lebensjahr erreicht wird. Eine Mitgliedschaft im Verein ist nicht erforderlich. Die Leistungen orientieren sich an Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Kordination, außerdem muss die Schwimmfähigkeit nachgewiesen werden. Das Sportabzeichen gibt es in den drei Leistungsebenen Bronze, Silber und Gold. Für jede Leistung - eine Disziplin pro Gruppe - gibt es Punkte: für vier bis sieben Punkte Bronze, für acht bis zehn Punkte Silber und für elf und zwölf Punkte Gold. Im Bereich Ausdauer sind Laufen, Walken, Schwimmen und Radfahren möglich, im Bereich Kraft Werfen, Standweitsprung oder Gerätturnen, für die Schnelligkeit Kurzstrecken und Gerätturnen, für die Koordination Sprung, Schleuderball, Seilspringen oder Gerätturnen.ek

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